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Bericht: Das bayerische Psychisch-Krankenhilfe-Gesetz - Rückschritt? Fehlschritt? Fortschritt? Informationsveranstaltung am 17. April 2018

Eine informative und sehr gut besuchte Veranstaltung zum Thema PsychKHG:

  • Zu einem brisanten Thema
  • Mit einer tollen kurzen Einführung von Frau Wenk-Wolff, bayerischer Bezirketag
  • Mit engagierten PodiumsteilnehmerInnen:
    • Margarete Blank, Bayerischer Landesverband Psychiatrie-Erfahrener e.V.
    • Prof. Peter Brieger, Ärztlicher Direktor des kbo-Isar-Amper-Klinikum
    • Dr. Rolf Marschner, Rechtsanwalt, München
    • Karl Heinz Möhrmann, Landesverband Bayern der Angehörigen psychisch Kranker e.V.
    • Celia Wenk-Wolff, Bayerischer Bezirketag
    • Rudolf Winzen, Beschwerde- und Beratungsstelle KOMPASS
  • Souverän moderiert von Monika Dollinger
  • Mit vielen interessierten TeilnehmerInnen (ca. 170 Personen z.T. auf dem Fußboden sitzend oder im Eingang stehend)

Vielen Dank an alle mitwirkenden, mitveranstaltenden und teilnehmenden Anwesenden.

Hier der Einführungsvortrag von Frau Wenk-Wolff. Ein wirklich lesenswerter Überblick über das was geplant ist.

Adelheid Schulte-Bocholt und Peter Friemelt

20 JAHRE UNABHÄNGIGE PATIENTENFÜRSPRACHE IN DEN STÄDTISCHEN KLINIKEN MÜNCHENS

Auf dem Festakt am 26.1. 2017 im Hörsaal des Klinikums Bogenhausen wurde dieses unabhängige Modell der Patientenfürsprache überschwenglich gelobt. Auch weitere gute Modelle aus Bayern wurden vorgestellt. Langjährige PatientenfürsprecherInnen wurden für ihr Engagement geehrt. Auf der Podiumsdiskussion wurde insbesondere die Frage diskutiert, ob ein Gesetz zur Einrichtung der unabhängigen Patientenfürsprache mehr Verbindlichkeit schaffen würde. Derzeit gibt es in Bayern ein freiwilliges Modell basierend auf einer Rahmenempfehlung des Gesundheitsministeriums und der Krankenhausgesellschaft.
Hierfinden Sie die Ausstellungstafeln mit Interviews und Hintergrundinformationen zur Patientenfürsprache.

 

Rezepthandel - Symptom eines korrupten Gesundheitswesens?

Rezeptdatenhandel - Symptome eines korrupten Gesundheitswesens?!“

Dass der Handel mit Patienten- und Arztdaten nur eines der Symptome einer systemischen Korruption unseres Gesundheitswesens ist, stellte Wolfgang Wodarg, von Transparency International (Präsident der Rheumaliga Schleswig-Holstein, ex-MdB) in einer gut besuchten Veranstaltung am 5.2.14 im GL mit seinen Ausführungen anschaulich dar.

Er näherte sich dem Thema zunächst über die Definition des Begriffs Korruption. Die Arbeitsdefinition des Begriffs Korruption von Transparency ist: Der Missbrauch von anvertrauter Macht zum privaten Nutzen oder Vorteil.

 Die Kernfrage lautet dann, was im Gesundheitswesen das „Anvertraute“ ist?

Diese Frage beantwortet Wodarg folgenderweise: Der Selbstverwaltung und ihren Vertragspartnern sind anvertraut

- über 200 Milliarden Euro

- die Gesundheitspflege für 70 Millionen Menschen

- intime Gesundheitsdaten

- Blut-, Gewebe und Organspenden sowie

- Teilhabe-Chancen und -Rechte

Im Gesundheitswesen gibt es Primär- und Sekundärinteressen. Die Primärinteressen bezeichnet Wodarg als das „Wohlergehen von Patienten, ein effizienter Ressourceneinsatz, eine offene, kritische Forschung und Lehre“. Sekundärinteressen sind „u.a. der Wunsch nach finanziellem Vorteil, Karriere, Anerkennung, besonderer Unterstützung, Privilegien.“

Naheliegend sind Interessenkonflikte, die das Risiko bergen dass „anvertrautes Urteilen und Handeln für ein primäres Interesse durch sekundäre Interessen unangemessen beeinflusst werden.“

Der Versicherte/Patient erscheint in diesem Zusammenhang einmal als Last und einmal als Gewinnquelle, je nachdem aus welcher Perspektive er betrachtet wird. Aus Sicht des öffentlichen Gesundheitswesens ist ein teurer Versicherter eine Last aus Sicht der Wirtschaft eine lukrative Einkommensquelle.

Schieflagen der vorhandenen Sichtweisen und unterschiedlichen Interessen könnten auf der Grundlage von Transparenz, (=  einem Verhältnis, bei dem gegenseitige Prüfungen jederzeit möglich sind und somit Misstrauensaufwand durch Vertrauen ersetzt werden kann) vermieden werden.

Ein wichtiger Wachstumsmarkt unserer Gesellschaft ist die Daten- und  Informationsbeschaffung im Gesundheitswesen, denn Daten sind gefragt und für sehr unterschiedliche Interessenten (Krankenkassen, Pharmaunternehmen, Ärzte, Krankenhäuser etc... ) sehr wertvoll. Daten sind wichtige Marketing und Steuerungsinstrumente, sie bieten die Grundlage für neue Märkte und Angebotskonzepte sowie damit verbundene Gewinne.

Der Verkauf von Rezeptdaten ist da nur eine Ausprägung einer gigantischen Datenschieberei.

Fazit des Abends: Ein gut strukturierter und Übersicht bringender Vortrag eines sach- und fachkompetentes Referenten, der anschaulich und verständlich die Hinter- und Vordergründe des  Datenhandels aufzeigte. Vielen Dank dafür!

Adelheid Schulte-Bocholt

Die unveränderten Folien zum Vortrag finden Sie hier

Dank an Herrn Wodarg, der dieser Veröffentlichung unter Beachtung der Regeln nach der
Creative Commons Lizenz CC BY-NC-ND 3.0 zustimmte und damit  auch weiteren InteressentInnen den Zugang zu seinen wichtigen Informationen ermöglicht.